Author Archiv: Katinka Fischer

Reflexion auf das eigene Ende oder: Das bin ich

Gerhard Richter ist neunzig Jahre alt geworden. Anlass für Ausstellungen in Köln, Düsseldorf und Dresden, die sich zu einer Art dezentralen Retrospektive summierten. Was bleibt: eine Entdeckung in der Einsamkeit der Oberlausitz, die ein unbekanntes Frühwerk ans Licht beförderte. An Hagenwerder fährt man leicht vorbei. Auf einer wenig frequentierten Bundesstraße, an der der Görlitzer Ortsteil…

Die Vermessung der Welt

Dass die Parkettleger im Museum Wiesbaden überaus präzise gearbeitet haben, hat wohl nie jemand ernsthaft bezweifelt. Bewiesen ist das allerdings erst, seit Frank Gerritz zehn Eisenblöcke auf dem Boden des Eingangsoktogons platziert hat. Die tonnenschweren, aber schlanken, jeweils exakt 14 mal 163 mal 14 Zentimeter messenden Quader reihen sich dort in immer gleichem Abstand zu…

Distinguierter Ekel

An der Riegelform der Schirn dürften Ausstellungsmacher schon so manches Mal verzweifelt sein. Für eine in mehrfachem Wortsinn Great Exhibition von Gilbert & George sind die schier endlosen Wände der Frankfurter Kunsthalle aber genau das Richtige. Sie erlauben die lückenlose und trotzdem luftige Rückschau auf das gemeinsame Werk des britischen Künstlerpaares, dessen monumentale Tafelbilder einen…

Ein Jahr

Happy first adoption day, Ira! Aus dem verschüchterten kleinen Kerl wurde ein Kater mit Anspruch, der seit einem Jahr unser Herz erfreut. Jeden Tag aufs Neue. In der Hoffnung darauf, dass die Autofahrer auf der Straße vor dem Haus die Augen offen und sich an Tempo 30 halten. Und auf viele weitere Jahre natürlich.

Bedrohliche Leere

Hinter einer Tür können sich Abgründe auftun. Zumal, wenn diese Tür zu einem Kunstwerk von Gregor Schneider gehört. Dann führt sie zum Beispiel in einen Interrogation Room. Dabei handelt es sich um eine bis auf den grauen PVC-Boden blütenweiße Zelle mit diagonalen Wänden. Je weiter man vordringt, desto enger wird sie. An der kurzen Seite…

Hinter den Schaufenstern

Normalerweise kann es den Menschen nicht schnell genug gehen. In Pandemiezeiten aber reihen sie sich klaglos in lange Schlangen ein. Und sei es nur für einen Donut. Sich in Geduld zu üben, fällt jetzt leichter. Auch der Verzicht. Auf Restaurant-Besuche zum Beispiel. Man begnügt sich mit Essen to go. Deshalb gehören nun (noch mehr) leere…

Catwalk in Schwarzweiß

Iras schwarzweißes Fell ist derart gemustert, dass es aussieht, als trüge er ein Käppchen und läge eine Decke auf seinem Rücken. Er hat ein zuckersüßes Schnäuzchen mit langen weißen Schnurrhaaren und scheint im Schlaf zu schmunzeln. Ständig muss seine kleine rosa Nase was beschnüffeln. In einem früheren Leben war er vielleicht ein Hund. Oder ein…

Grüße aus Flamingoland

Der Flamingo ist Floridas Symbol-Tier. Nach einem Austauschjahr Mitte der Achtziger an der Florida State University in Tallahassee, der unbekannten Kapitale des Sunshine State, dachte ich das zumindest lange. Zum einen hatte das mit der amerikanischen Kultserie „Miami Vice“ zu tun, die damals mit großem Erfolg im Fernsehen lief. Im Vor- und im Abspann jeder…

Stille

Über Gregor Schneiders „Sterberaum“ im Staatstheater Darmstadt ist viel und Gutes geschrieben worden. Natürlich habe auch ich mich in den Stream reingeklickt. Bis Sonntagabend, um 22.30 Uhr, ist das möglich. Aus drei Perspektiven sieht man das menschenleere Parkett und auf der Bühne eine gläserne Wand – davor die Silhouette des Künstlers, dahinter nüchtern lichte Leere….

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